KI in der Exportkontrolle: Wo stehen wir aktuell?
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KI in der Exportkontrolle: Wo stehen wir aktuell?

Künstliche Intelligenz (KI) bietet sowohl Chancen als auch Herausforderungen. Wie können Large Language Models bzw. CustomGPTs in der Exportkontrolle helfen?

Einführung: Sprachmodelle in der Exportkontrolle

Large Language Models (LLMs) sind computergestützte Sprachmodelle, die durch Analyse großer Textmengen lernen, wie Wörter und Sätze zusammenhängen. Der Vorteil von Sprachmodellen gegenüber Chatbots oder Stichwortsuchen ist, dass sie kontextbezogene Antworten auf Basis eingegebener Texte liefern, während Chatbots lediglich vorgegebene Antworten und einfache Algorithmen nutzen.

LLMs sind KI-basiert und nutzen riesige Datenmengen und komplexe Algorithmen, um sprachliche Muster zu erkennen und zu verstehen. Das wohl bekannteste Sprachmodell ist derzeit ChatGPT vom kalifornischen Tech-Konzern OpenAI. Dieses Unternehmen bietet auch die Möglichkeit, eigene Sprachmodelle mit verschiedenen Datenquellen wie Gesetzen, Urteilen oder juristischen Aufsätzen zu trainieren.

Diese individuell trainierten LLMs für spezifische Einsatzbereiche werden als „CustomGPTs“ bezeichnet und haben großes Potential auch in der juristischen Praxis – wie zum Beispiel im Exportkontrollrecht – nützlich zu sein.

Und genau damit beschäftigen wir uns konkret seit etwas über einem Jahr: Wir trainieren einen eigenen Exportkontroll-CustomGPT – “Felix, den Galaktischen Trade Compliance Guide“.

KI in der Exportkontrolle: CustomGPT vs. ChatGPT

Aber warum diese Mühe machen, Sprachmodelle eigens zu trainieren? Es wäre doch sehr praktisch, wenn man in der Exportkontrolle einfach ChatGPT nutzen könnte. Leider geht das nicht. Denn allgemein zugängliche KI-Tools wie ChatGPT sind zwar in der Lage, schnell und gut formulierte Antworten zu liefern, aber die KI kann die Korrektheit der verwendeten Quellen nicht eigenständig überprüfen. Dadurch basieren Antworten gegebenenfalls auf ungenauen, veralteten oder sogar falschen Informationen.

In der Exportkontrolle, wo die Einhaltung aktueller Vorschriften und die Korrektheit der zugrundeliegenden Quellen entscheidend ist, kann dies zu gravierenden Fehlern führen. Wir haben dies ausgiebig mit exportkontrollrechtlichen Fragestellungen getestet. Leider macht ChatGPT in vielen Fällen genau die Fehler, die sich in der Praxis festgesetzt haben und auch im World Wide Web, der Quelle des ChatGPT, zu finden sind.

Entscheidende Grundlage: Prompt Engineering und Datenquellen

Die Qualität der Antworten eines Sprachmodells hängt von den hinterlegten Daten und dem sogenannten Prompt Engineering ab. Prompt Engineering beschreibt die Methode, dem Modell genaue Anweisungen zu geben, um spezifische Ergebnisse zu erzielen.

Durch korrektes Prompting wird das Sprachmodell dazu gebracht, die gewünschten Antworten zu liefern. Im juristischen Bereich der Exportkontrolle ist es somit besonders wichtig dem Sprachmodell mitzuteilen, dass es sich um eine rechtliche Prüfung handelt, die

  • sich strikt am Gesetzestext orientieren muss,
  • nicht vom vorgegebenen Schema abweichen darf,
  • kurzgefasst werden sollte und
  • Haftungsrisiken mit sich bringen kann.

Eine der Schwierigkeiten beim Prompt Engineering besteht darin herauszufinden, wie genau Prompts formuliert werden müssen, um die gewünschten Ergebnisse zu erhalten.

Hier haben wir beim Training unseres eigenen CustomGPT für die Beantwortung exportkontrollrechtlicher Fragestellungen mit KI sehr viel gelernt: Das Prompt Engineering, eigens hinterlegte Datenquellen und die bewusste Einschränkung des Zugriffs auf externe Internetquellen legen die Grundlage für nutzbare Antworten. Durch die Einschränkungen werden nur geprüfte, aktuelle und vertrauenswürdige Quellen genutzt.

Neben diesen Grundlagen haben wir zusätzlich Instruktions-Prüfbäume und vorformulierte Textbausteine hinterlegt, auf die unser CustomGPT zugreifen muss, um eine spezifische Aufgabenstellung gut zu beantworten.

CustomGPT: Passende Anwendungsfälle in der Exportkontrolle

Exportkontrolle findet nicht nur in der Exportabteilung eines Unternehmens statt, sondern erfordert die Zusammenarbeit ganz unterschiedlicher Bereiche. Dazu gehören insbesondere auch der Vertrieb, die Entwicklungsabteilung und der Einkauf.

Nicht selten bearbeiten Mitarbeitende solcher Abteilungen Exportkontrollaufgaben lediglich neben ihren Kernaufgaben. Zeitmangel erschwert sowohl die Bearbeitung also auch die Einarbeitung neuer Kolleg*innen und die kontinuierliche Weiterbildung. Das Resultat: fundiertes Fachwissen liegt oft nicht vor und mit den regelmäßigen Änderungen im Exportkontrollrecht ist kaum Schritt zu halten.

Fragen aus diesen verschiedenen Bereichen ähneln sich oft und landen wiederholt bei Exportkontrollverantwortlichen. Hier können selbst trainierte LLMs helfen. Das Sprachmodell beantwortet einfache Fragen direkt und empfiehlt bei komplexeren Fällen die Weiterleitung an Exportkontrollbeauftragte. Dies spart Zeit und Ressourcen.

Mehrsprachigkeit und Dokumentation sind weitere Vorteile: Sprachmodelle beherrschen viele verschiedene Sprachen und können so sprachliche Barrieren innerhalb eines Unternehmens einfach beseitigen. Kommunikationen werden dokumentiert und dienen als nachweisebare Sorgfaltsmaßnahmen bei der Organisation der Exportkontrolle.

Um unter diesen Voraussetzungen die Exportkontrolle effektiv zu unterstützen, haben wir unsere maßgeschneiderte CustomGPT-Lösung ”Felix, den Galaktischen Trade Compliance Guide” entwickelt. Die Ergebnisse, die wir damit erzielen sind überraschend gut und beseitigen viele zeitaufwändige und hartnäckige Fehler, die in der Praxis häufig vorkommen.

Was Felix, der Galaktische Trade Compliance Guide kann

Felix, der Galaktische Trade Compliance Guide, ist derzeit in drei Versionen verfügbar – alle unterstützen bei der Güterklassifizierung.

Version 1: Produkte, die man nie klassifizieren muss

Die erste Version richtet sich an Nutzer*innen, die unsicher sind, ob sie ihre Produkte überhaupt einer Güterklassifizierung nach der Dual-Use- oder Rüstungsgüterliste unterziehen müssen. Angesichts der Tatsache, dass nur etwa 2 Prozent aller Ausfuhren ziviler Güter tatsächlich genehmigungspflichtige Dual-Use-Güter sind, wird schnell deutlich: Die Mehrheit zivil genutzter Produkte fällt nicht unter Anhang I der EU-Dual-Use-Verordnung. Felix hilft hier, indem er z. B. Konsumgüter oder global frei verfügbare Massenartikel identifiziert und von der Klassifizierung anhand der Güterlisten des Exportkontrollrechts ausnimmt – das spart Zeit und Aufwand.

Version 2: Dual-Use- und Rüstungsgüter prüfen

Die zweite Version richtet sich an Nutzer*innen, die entweder bereits wissen oder mit der ersten Felix-Version festgestellt haben, dass es sich bei ihren Produkten um Spitzentechnologien handelt. In diesen Fällen ist eine Klassifizierung anhand der Güterlisten des Exportkontrollrechts erforderlich. Felix schlägt mögliche Güterlistennummern vor und stellt gezielte Rückfragen – etwa, ob das Produkt für militärische Zwecke speziell konstruiert oder verändert wurde. So führt er Anwender*innen Schritt für Schritt zur richtigen Nummer.

Version 3: Exportkontrollnummern und ECCNs bewerten

Wer Produkte von einem Hersteller bezieht, erhält häufig bereits Informationen zur Klassifizierung – etwa eine ECCN oder die Kennzeichnung EAR99, insbesondere bei US-amerikanischen Produkten. Viele Unternehmen wissen jedoch nicht, wie sie diese Angaben im Kontext des europäischen bzw. deutschen Exportkontrollrechts einordnen sollen. Deshalb wurde Felix auch hierfür geschult: Die dritte Version hilft dabei, diese Angaben richtig zu interpretieren und festzustellen, ob es sich nach EU/DE-Recht um ein gelistetes Gut handelt.

Alle Gespräche mit Felix lassen sich zur Dokumentation herunterladen. Felix ist auf unserer SOLID-Website verfügbar. Die Registrierung bei SOLID ist kostenlos; mit einer Neuregistrierung erhalten Nutzer*innen einen 30-tägigen Testzugang zu SOLID Plus.

Jetzt Felix auf der SOLID-Website entdecken 

Beispiel: Güterklassifizierung mit Felix

In den nachfolgenden sechs Screenshots finden Sie ein echtes Fallbeispiel zur Güterklassifizierung mit unserem Galaktischen Trade Compliance Guide Felix. Klicken Sie einfach den rechten Pfeil, um den Austausch von Anfang bis Ende einzusehen.

Fazit: Wie geht es weiter mit Felix und KI in der Exportkontrolle?

Weitere Aspekte des Exportkontrollrechts werden in kommenden Erweiterungen von Felix integriert, um eine noch umfassendere Unterstützung zu bieten.

Trotz der überwiegend positiven Erfahrungen mit Felix gibt es natürlich auch Herausforderungen, die wir meistern müssen. Fehlerhafte Ausgaben müssen überwacht und korrigiert werden, um die Zuverlässigkeit kontinuierlich zu erhöhen. Daher sind wir auf das Feedback der Anwender*innen angewiesen.

Wichtig ist, dass Felix nicht die Fachexperten im Unternehmen ersetzen kann. Endgültige Entscheidungen müssen stets von menschlichen Expert*innen getroffen werden, die über das nötige Fachwissen und die Erfahrung verfügen. Felix, der Galaktische Trade Compliance Guide agiert, wie der Name schon sagt, als Guide und unterstützt die Fachkräfte, indem er Schritt für Schritt durch den Prüfprozess begleitet. Dabei weist er auf Besonderheiten hin und stellt gezielte Fragen, die zu einer präzisen Lösung führen. Felix erleichtert so den Arbeitsalltag, ist aber immer nur ein Hilfsmittel und nicht der Entscheidungsträger.

Der Einsatz von KI in der Exportkontrolle bietet eine vielversprechende Möglichkeit, Unternehmen in einem komplexen und sich ständig wandelnden Rechtsgebiet zu unterstützen. CustomGPTs können die Qualität und Effizienz der Exportkontrollen steigern. Die kontinuierliche Weiterentwicklung von Felix zeigt, welches Potenzial KI in diesem Bereich hat. Mit der Integration weiterer Spezialbereiche wird Felix zu einem Tool, das Unternehmen hilft, die Herausforderungen der Exportkontrolle präziser und schneller zu meistern.