Unternehmen mussten feststellen, dass Sendungen zahlreich nicht zugestellt, wieder zurückgeliefert oder erst gar nicht angenommen. In der AEB Community (kostenlose Registrierung notwendig) wurde beispielsweise berichtet, dass Pakete mit dem Ziel UK vom Dienstleister returniert wurden, obwohl alle Zolldokumente dabei waren. Die Begründung: Die Sendungsdaten müssten bei der Auftragserfassung elektronisch übermittelt werden.
Ähnliche Erfahrungen schildert die Exportverantwortliche eines weiteren Unternehmens, das von seinem Paketdienst ebenfalls zahlreiche zahlreiche Pakete zurückerhalten hatte, da die Zollpapiere außen an den Kartons klebten.
Annahme neuer Sendungen wird verweigert
Für großes Aufsehen sorgte der Fall DBSchenker. Der Logistikdienstleister stoppte Mitte Januar die Annahme von Sendungen Richtung Vereinigtes Königreich. „Lediglich rund zehn Prozent der bei DB Schenker beauftragten Sendungen sind mit vollständigen und korrekten Papieren versehen“, hieß es laut Medienberichten in einer Mitteilung des Unternehmens. „Bei einem Großteil der Sendungen liegen dagegen Mängel bei den Dokumenten vor.“
Ähnlich ist die übergreifende Einschätzung des Bundesverbands Spedition und Logistik DSLV: Bis zu 80 % der Sendungen im Warenverkehr zwischen UK und dem europäischen Festland seien derzeit fehlerhaft oder gar nicht deklariert und stimmen nicht mit den Zollvorschriften überein.
Auswirkungen auf Logistik in ganz Europa
Die massiven Probleme im Warenverkehr mit dem Vereinigten Königreich haben laut DSLV auch Auswirkungen auf die Systemnetze der Logistik in ganz Europa. Transporte mit Sammelgut können von den Zollverwaltungen nicht abgefertigt werden, wenn einzelne Sendungen falsch deklariert sind oder Ursprungszeugnisse und Veterinärbescheinigungen fehlen.
Lkw-Touren nach Großbritannien und zurück dauern nach Angaben des Verbands jetzt bis zu fünf statt drei Tage. Dadurch würden Laderaumkapazitäten unnötig lange gebunden. Die aktuelle Kategorisierung des Vereinigten Königreichs als Virusvarianz-Gebiet, wodurch auch im Güterverkehrssektor Beschäftigte vor Ausreise aus UK einen negativen Covid-19-Test vorweisen müssen, verschärfe die Abfertigungssituation zusätzlich.
Wie sollten Versender reagieren?
Da die Probleme zahlreiche Logistikdienstleister betreffen, ist die Frage: Wie sollten verladende Unternehmen reagieren? Experten empfehlen, sich intensiv bei den eigenen Transportpartnern zu informieren. Im Mittelpunkt sollte die Frage stehen, wie die aktuelle Liefersituation hinsichtlich der eigenen Versandaufträge aussieht und welche besonderen Anforderungen bestehen.
„Die Spediteure müssen hohe Datenanforderungen erfüllen – auch in den Transitländern an den beteiligten Terminals und Häfen“, sagt Carsten Bente, Außenwirtschaftsexperte bei AEB. „Hier sollten alle am Prozess Beteiligten sich gegenseitig unterstützen. Es hilft niemanden, wenn die Ware an der Grenze im Terminal zurückgewiesen wird. Aber klar ist auch: Alle Beteiligten müssen noch lernen und Erfahrungen sammeln.“
Und nicht alle Transportdienstleister leiden im gleichen Maße unter den aktuellen Umständen. Ein Praktiker in der AEB Community empfiehlt demnach, gegebenenfalls auf andere Transportdienstleister auszuweichen.
Flexibel Transportpartner wechseln
Für Kunden der AEB-Software Carrier Connect ist dies auch relativ einfach möglich. Auf der Plattform-Lösung sind bereits über 180 Speditionen und KEP-Dienste angebunden. Ein Wechsel des Transportpartners ist damit flexibler möglich.